Freitag, 2. September 2011

Gotthold Ephraim Lessing, hochaktuell!

Ein lieber Gruß eines 84-jährigen Sachsen an Kamenz und seine Gäste
Gotthold Ephraim Lessing, hochaktuell!
Ich war ein kleiner Nazi, der sich in seiner Verblendung 1943 noch freiwillig zu den Gebirgsjägern meldete, um mein Vaterland und meine erzgebirgische Heimat zu verteidigen. Doch allmählich wurde mir während meiner dreieinhalbjährigen Gefangenschaft in der ägyptischen Wüste bewusst, dass ich nicht für mein Vaterland und meine liebe Heimat meinen Kopf hingehalten hatte, sondern für dass Vaterland der Reichen, der Großbanken und Rüstungskonzerne, die sich wieder einmal auf Kosten des Volkes maßlos bereichern wollten. Nach 1945 war einer großen Mehrheit in Deutschland klar geworden, dass der Hauptschuldige am Krieg wieder das Großkapital war, welches Hitler finanziert hatte und dem Volk die Drecksarbeit fürs Großkapital machen ließ.
Ich bin ein großer Verehrer von Lessing, dessen Bücher in der Nazizeit verbrannt wurden. Dem Deutschen Roten Kreuz der Schweiz verdanke ich, dass ich während meiner Gefangenschaft in Ägypten Lessings „Nathan“ in die Hände bekam. Erst durch dessen Lektüre begann ich ein Mensch zu werden. „Ich weiß, dass alle Länder gute Menschen tragen!“ Wir hatten uns großartig mit den armen muslimischen Arabern verstanden.
Doch am meisten beeindruckte mich Lessings „Ringparabel“, deren tiefen Sinn offenbar selbst viele gute Christen nicht richtig verstanden haben. Den drei streitenden  Söhnen, welche Christentum, Islam und Judentum symbolisieren, gibt der Richter (Lessing) den guten Rat: „Es eifre von euch jeder um die Wette, die Echtheit seines Rings an Tag zu legen!“ Was heißt das anders, als dass nicht entscheidend ist, zu welcher Religion sich jemand bekennt, sondern ob er human denkt und handelt wie der weise Nathan, der ein dem sicheren Tod geweihtes Christenkind rettet, es ab er nicht in seinem jüdischen Glauben aufzieht, sondern einfach zur Humanität.
In Lessings Letztschrift „Erziehung des Menschengeschlechts“ bringt er seine Erkenntnis aus dem Studium der Weltreligionen noch deutlicher zum Ausdruck, nämlich seine Überzeugung, dass die Menschen das Gute tun werden, weil es das Gute ist, nicht weil willkürlich Lohn und Strafe darauf gesetzt sind, durch Himmel und Hölle wie in den Religionen. In seinem Briefwechsel mit seinem Freund Johann Gottfried Herder bekennt Lessing seine Überzeugung, dass der Mensch nur durch seine guten Taten weiterleben kann, als nachahmenswertes Beispiel für seine Nachgeborenen.
Ich kenne viele gute, rechtschaffenen Christen, die in ihrer Verblendung CDU wählen, ohne zu begreifen, dass sie damit nicht im Sinne der Weihnachtsbotschaft und Jesu handeln, sondern Gott Mammon dienen, das GOLDENE KALB anbeten. Denn die CDU ist weder eine christliche, noch eine wahrhaft demokratische, noch eine Volkspartei.
Der rechtschaffene, mutige Pfarrer Christian Führer von der Nikolaikirche in Leipzig brachte es bereits 1995 in der Berliner Zeitung, die damals noch nicht von einem Medienkonzern vereinnahmt war, auf den Punkt: „Eigentlich steht der zweite Teil der Wende noch aus. Die Diktatur einer Partei - natürlich der SED - wurde abgelöst durch die Diktatur des Kapitals. Die ungerechte Verteilung der Arbeit in diesem reichen Land ist ein Skandal. Und so wird täglich gegen das ERSTE GEBOT verstoßen. Und diese Politik wird vertreten durch eine Partei, die sich christlich nennt, womit er natürlich die CDU meint. 2009 wurde auf Initiative von Christian Führer in Leipzig die STIFTUNG FRIEDLICHE REVOLUTION (www:stiftung-fr.de) gegründet, der neben dem Bürgermeister von Leipzig auch Friedrich Schorlemmer angehören, deren Stiftungsmitglied auch ich bin.
Deren Forderungen lauten: SCHWERTER ZU PFLUGSCHAREN! KEINE GEWALT! WIR SIND DAS VOLK! - KULTURELLE VIELFALT! – ZIVILCOURAGE!  EINE DEM GEMEINWOHL DIENENDE WIRTSCHAFT! OFFEN FÜR ALLE!
In diesen Forderungen feiert der wahre Geist Lessings seine Auferstehung.