Der Schweizer Sozialdemokrat, Globalisierungskritiker und UNO-Berater Jean Ziegler stellte im ND vom 26.4.10 fest:
“DIE LINKSPARTEI HAT EINEN PROPHETISCHEN CHARAKTER“
Obwohl Sozialdemokrat, bekennt sich Jean Ziegler im Sinne von August Bebel und Jean Jahres als Revolutionär, der den Bruch mit dem Kapitalismus als menschenunwürdige, vernunftwidrige Weltordnung will: „die kannibalische Weltordnung muss zerschlagen werden.“ Im Haus der Kulturen der Welt in Berlin prangerte Jean Ziegler die „Diktatur der Oligarchien des globalen Finanzkapitals an. Es gehr um kollektive Intelligenz, Gemeinsamkeit, Verstehen in der Konfrontation, um Dialog. Menschen, die an verschiedenen Fronten gegen den Monopolkapitalismus engagiert sind, müssen ihre Kampferfahrungen austauschen.
Was läuft falsch in der Welt?
Die Goldberge steigen im Westen, und die Leichenberge im Süden. Alle fünf Minuten verhungert ein Kind unter zehn Jahren, 47.000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger, und mehr als eine Milliarde Menschen, fast ein Sechstel der Menschheit, sind permanent schwerst unterernährt.
Das Finanzkapital hat sich verselbständigt. Auf den Finanzplätzen der Welt zirkulieren täglich gemäß Weltbankstatistik cirka 1000 Milliarden Dollar, die ihre monetären oder juristischen Besitzer wechseln. Davon sind 13% wertschöpfendes Kapital, wie eine Investition oder Bezahlung für eine Warenlieferung. 87% sind reines Spekulationskapital. Die Oligarchen (Alleinherrscher), dieses Spekulationskapitals handeln vollständig losgelöst von irgendwelcher Real-Wirtschaft, beherrschen die Welt.
Die haben eine Macht, wie es .sie in der Geschichte der Menschheit nicht einmal ein König, Kaiser oder Papst gehabt hat. Nach der Weltbankstatistik hatten die 500 größten transnationalen Privatkonzerne 2009 52% des Weltsozialprodukts kontrolliert. Diese Konzerne funktionieren ausschließlich nach dem Prinzip der Profitmaximierung.
WESHALB WAREN DIE REGIERUNGEN NICHT IN DER LAGE AUS DER FINANZKRIESE ZU LERNEN?
Weil viele von ihnen Lakaien, Liebediener sind. Es gibt keinen (Grund, weshalb Regierungen Bonizahlungen nicht verbieten, Maximallöhne nicht fixieren, außer dem freiwilligen Lakaienverhatten, dieser Verinnerlichung der Abhängigkeit vom Großkapital. Deshalb können viele staatliche Behörden nicht normativ tätig werden. Die Finanzoligarchien haben es fertig gebracht, einen rechtsfreien Raum für sich zu schaffen und ihren Willen den Regierungen aufzuzwingen. Ich persönlich bin für die Enteignung der Großbanken. Das ist keine bolschewistische Forderung. In Frankreich hat Charles de Gaulle - ein stockkatholischer, erzkonservativer Berufsmilitär - 1945die Großbanken enteignet, um die staatliche Kontrolle über das Kreditwesen zu sichern. In Deutschland ist das neoliberale Gift ja sogar in die SPD-Regierung eingedrungen. Mit Peter Hartz hat zum ersten Mal ein Konzernmensch die Gesetze einer sozialdemokratischen Regierung gemacht. Und später stellte sich heraus, dass er sogar nach Konzernnormen ein Halunke war.
DIE LINKK finde ich sehr gut. Die Linkspartei in Deutschland ist etwas unerhört Erfreuliches. Sie zwingt die Sozialdemokratie zur Selbstkritik, das ist schon einmal sehr viel. Und sie gibt den Wählern eine wirkliche Alternative.
Zum einen hat die Linkspartei einen prophetischen Charakter. Oscar Lafontaine hat im Namen seiner Partei vor über drei Jahren im Bundestag beantragt, die Hedgefonds zu verbieten, lange bevor die Finanzkrise ausbrach. Er ist damit gescheitert, weil sein Anliegen richtig, aber zu visionär war. Wenn die Hedgefonds verboten worden wären, dann hätte dieser Banken-Banditismus nie in die Blüte schießen können. Dann würden die Steuerzahler heute auch nicht Tausende von Milliarden Euro zahlen, um diese Bankhalunken im Sattel zu halten,
zum ändern hat die LINKK restaurativen (erhallenden) Charakter, den die Avantgarde häufig hat. Ernst Bloch hat gesagt: "Vorwärts zu den Wurzeln!“ (Die Wurzeln sind aufklärerische Erkenntnisse!) Die Linkspartei ist eigentlich die Hüterin der Grundwerte der zivilisatorischen Gesellschaft, also konservativ. Und außerdem hat sie eine seismografische Qualität, weil sie die Erdbeben voraussieht und versucht, Abhilfe zu schaffen, bevor die Katastrophe eintritt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen