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ein
95jähriger deutsch-französischer Resistance-Kämpfer u. Buchenwaldhäftling, Mitbegründer
der „Allgemeinen Menschenrechte der UNO von 1948, der mit seinem Weltbestseller
„Empört euch!“ weltweit millionenfach Beachtung gefunden hat.
„Wir alle sind
aufgerufen, unsere Gesellschaft zu bewahren,
dass wir stolz
auf sie sein können: doch nicht diese Gesellschaftaft der in die Illegalität Gedrängten, des Misstrauens gegen Zuwanderer, in welcher die Sicherung des
Alters, die Leistungen der Sozialversicherung brüchig geworden sind, in welcher
die Reichen die Medien beherrschen – nichts davon hätten wir zugelassen, wenn
wir uns dem Vermächtnis des nationalen Widerstandes wirklich verpflichtet
gefühlt hätten.
1945, als das grauenhafte Drama
beendet war, setzten die im Nationalen Widerstand vereinigten Kräfte eine
Erneuerung ohnegleichen ins Werk. Damals wurde in Frankreich das System der
sozialen Sicherheit geschaffen, wie es die Resistance in ihrem Programm vorgestellt
hatte, ein vollständiger Plan sozialer Sicherheit mit dem Ziel, allen Bürgern,
denen dies nicht durch eigene Arbeit möglich ist, die Existenzgrundlage
zu gewährleisten, einen
Ruhestand, der den Arbeitnehmern ein Alter in Würde gestattet. Die Energieversorgung,
Strom und Gas, der Kohlebergbau, die Großbanken sollten verstaatlicht werden.
In diesem Sinne forderte das Programm die Rückgabe der großen monopolisierten
Produktionsmittel, die Früchte gemeinsamer Arbeit, die Energiequellen, der
Bodenschätze, der Versicherungsgesellschaften und der Großbanken an die Nation,
die Errichtung einer echten wirtschaftlichen und sozialen Demokratie unter Ausschaltung
des Einflusses der großen im Wirtschafts- und Finanzbereich bestehenden privaten
Herrschaftsdomänen auf die Gestaltung der Wirtschaft. Das Gemeinwohl sollte
über den Interessen des Einzelnen stehen, die gerechte Verteilung des in der Arbeitswelt
geschaffnen Wohlstands über der Macht des Geldes. Eine rationelle Wirtschaftsverfassung,
in der die Individualinteressen dem Allgemeininteresse untergeordnet sind, ohne
Diktatur der Sachzwänge. Dies als Auftrag an die provisorische Regierung der
Republik.
Eine echte Demokratie braucht
eine unabhängige Presse. Die Resistance wusste es, forderte sie, traf für die
Freiheit der Presse, ihre Ehre und ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Staat, der
Macht des Geldes und den Einflüssen aus dem Ausland ein. Das wurde bereits 1944
in der Presseverordnung umgesetzt. Und genau dies ist heute in Frage gestellt.
Die Resistance forderte, dass
alle französischen Kinder die effektiven Möglichkeiten haben sollen, die
bestmögliche Erziehung zu haben, ohne Diskriminierung. Die 2008 vorgeschlagenen
Reformen sind nicht damit in Einklang zu bringen. Jungen Lehrerinnen und
Lehrern, die sich – was ich unterstütze – weigerten, diese Reformen umzusetzen,
wurden zur Strafe die Gehälter gekürzt. Sie haben sich aufgelehnt, den Gehorsam
verweigert, weil sie diese Reformen nicht im Einklang mit den Idealen der republikanischen
Schule sahen, die zu sehr einer Gesellschaft des Geldes dient und nicht
genügend Raum für Kreativität und kritisches Denken gibt. Dieses gesamte
Fundament der sozialen Errungenschaften der Resistance ist heute in Frage
gestellt.
Man wagt uns zu sagen, der Staat
könne die Kosten dieser sozialen Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie
kann heute das Geld fehlen, da doch der Wohlstand so viel größer ist als zur Zeit
der Befreiung, als Europa in Trümmern lag. Doch nur deshalb, weil die Macht des
Geldes, die so sehr von der Resistance bekämpft wurde – niemals so groß, so anmaßend,
so egoistisch war wie heute, mit Lobbyisten bis in die höchsten Ränge des
Staates. In vielen Schaltstellen der wieder privatisierten Geldinstitute sitzen
Bonibanker und Gewinnmaximierer, die sich keinen Deut ums Gemeinwohl scheren.
Noch nie war der Abstand zwischen den Ärmsten und den Reichsten so groß. Noch
nie war der Tanz ums Goldene Kalb – Geld, Konkurrenz – so entfesselt.
Das Grundmotiv der Resistance war
die Empörung. Wir, die Veteranen der Widerstandsbewegungen und der Kampfgruppen
des Freien Frankreich, rufen die Jugend auf, das geistige und moralische Erbe
der Resistance, deren Ideale mit neuem Leben zu erfüllen und weiterzugeben.
Mischt euch ein, empört euch!
Die verantwortlichen in Politik
und Wirtschaft, die Intellektuellen, die ganze Gesellschaft dürfen sich nicht kleinmachen
lassen von der internationalen Diktatur der Finanzmärkte, die es so weit
gebracht hat, Frieden und Demokratie zu gefährden.
Ich wünsche allen, jedem Einzelnen von euch einen Grund zur Empörung. Das ist kostbar. Wenn man sich über etwas empört, wie mich der Naziwahn empört hat, wird man aktiv, stark und engagiert. Man verbindet sich mit dem Strom der Geschichte, und der große Strom der Geschichte nimmt seinen Lauf dank dem Engagement der vielen - zu mehr Gerechtigkeit und Freiheit, wenn auch nicht zur schrankenlosen Freiheit des
Fuchses im Hühnerstall. Die in
der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 niedergelegten Rechte
sind universell. Wann immer sie jemandem vorenthalten werden, und ihr merkt es:
Nehmt Anteil, helft ihm, in den Schutz dieser Rechte zu gelangen!“
(Ullstein-Verlag, 3,99 Euro)
(Doch müssten diese
Menschenrechte nicht auch die moralische Pflicht für jeden einschließen, nach
besten Kräften mit zur immer besseren Durchsetzung dieser Naturrechte
beizutragen, denn Rechte und Pflichten bilden eine untrennbare dialektische
Einheit.)
Günter Rahm,
aufklärerisch-humanistischer Zukunftsforscher, parteilos,
Email: guenter-rahm@t-online.de
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