Dienstag, 30. November 2010

Ein weiteres Vorwort

Als man Heinrich Heine vorwarf, er sein ein Vaterlandsverräter, weil er das Altdeutschland der Ewiggestrigen mit spitzen Worten gegeißelt hatte, antwortete er: „Pflanzt die schwarz-rot-goldene Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, und ich will mein bestes Herzblut dafür geben!“ Mit der „Höhe des deutschen Gedankens", der im alten Athen, in der italienischen Renaissance, in der französischen Aufklärung und in der gesamten humanistischen Geistesgeschichte der Menschheit, auch im Urchristentum wurzelt, meinte er vor allem die deutschen Aufklärer und Humanisten Goethe, Lessing, Herder, Hegel, Kant usw., aber auch Marx, mit dem er befreundet war, obwohl er bezüglich des Kommunismus so seine Bedenken hatte. Heutzutage wird viel von der Rückbesinnung auf unsere „westlichen Werte" geredet, als wären die edlen Ideen des Humanismus allein die Errungenschaft Westeuropas. Noch schlimmer: Diese hehren Ziele des Humanismus, die in den Menschen rechten ihre konkrete Ausprägung gefunden haben, aber noch nirgends voll verwirklicht worden sind, (denken wir nur an das fundamentale und unveräußerliche Recht auf fair entlohnte Arbeit), dienen der Bourgeoisie nur zur Bemäntelung des wahren Wesens des Kapitalismus, welcher der Aufklärung viel zu verdanken hat. Denn ohne so bahnbrechende aufklärerische Vordenker wie Descartes und andere Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften wären die faszinierenden zivilisatorischen Leistungen des Kapitalismus, die in einem atemberaubenden technisch-produktiven Fortschritt gipfeln, undenkbar gewesen.
Doch die ethische Seite der Aufklärung und des Humanismus interessiert kapitalistische Ausbeuter nur platonisch. Sehr deutlich wird meine Behauptung durch Herders Definition menschlichen Fortschritts, der für diesen nur immer „mehr Humanität war. Mehr Profit für eine kleine Minderheit und immer mehr Humanität für alle sind zwei unversöhnliche Gegensätze: Bei aller Bewunderung und Wertschätzung des wissenschaftlich-technisch-zivilisatorischen Fortschritts müssen wir kritisch feststellen, dass im Grunde die Jahrtausende alte Barbarei der Kriege und himmelschreienden Unrechts weltweit trotzdem nicht abgenommen, sondern im Zeitalter des neokolonialen Imperialismus, der sich beschönigend „neoliberale Globalisierung" nennt, zugenommen hat, von der „fortschreitenden", menschheitsgefährdenden Naturzerstörung gar nicht zu reden. Und immer mehr Menschen erkennen, dass der Kapitalismus objektiv unfähig ist, die menschheitsgefährdenden Probleme unserer Zeit zu lösen, sondern bei Strafe des Untergangs der Menschheit auf intelligente Weise, durch einen Dritten Weg, nämlich eine dialektische Synthese von sozialer 'Wirtschaft und wahrer Volkssouveränität, durch Gesetzesmacht einer großen Volksmehrheit dialektisch aufgehoben werden muss. Doch solange 30 % der Wahlberechtigten auf unser schwer errungenes Wahlrecht verziehen und damit ihre Stimme indirekt an ihren politischen Gegnern verschenken, ist das nicht möglich. Sowohl die urchristliche Weihnachtsbotschaft:„FRIEDE AUF ERDEN UND ALLEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN, als auch das Credo des Humanismus: „EDEL SEI DER MENSCH, HILFREICH UND GUT, UNERMÜDET SCHAFF' ER DAS NÜTZLICHE, RECHTE" klingen wie Phantastereien „spinnerter Weltverbesserer", illusorischer Weltfremder. Fortschritt ist zum Warenfetischismus verkommen.
Wir brauchen eine Renaissance, eine Wiedergeburt humanistischen Denkens, dessen Weiterentwicklung zum HUMANISMUS DER TAT, weltweit. Der Hauptweg: unermüdliche VOLKSAUFKLÄRUNG und politische Aktivitäten durch die Hunderttausende bereits Aufgeklärten.
Erstes konkretes Ziel: Kampf um wahre DEMOKRATIE, nämlich VOLKSSOUVERÄNITÄT, Selbstbestimmung des Volkes, der Völker, die es bis jetzt nicht gibt, am ehesten noch in der Schweiz und in einigen lateinamerikanischen Ländern, von denen wir lernen können. Diese Flugblattsammlung will nicht nur ein Arbeitsmaterial für alle Volksaufklärer sein, sondern auch JUNG UND ALT Denkanstöße und Mut geben zu humanistischem Handeln. Denn EIGENINITIATIVE, größtmögliche persönliche, politische und wirtschaftliche Freiheit, insofern diese nicht dem Gemeininteresse schaden, Selbstbestimmung aller Menschen im Sinne einer gemeinwohlorientierten Gesellschaft ist der Schlüssel, das Zauberwort für e c h t e n Fortschritt.
Quedlinburg, 9.11. 2010 Günter Rahm, AHA (Alternative Humanistische Aufklärung)

1 Kommentar:

  1. Aha, endlich bist Du, lieber Günter, ins Netz gegangen und bedient sich statt der "Postkutsche" und Briefmarken der neuen Verkehrsmittel. Das lässt auch die Inhalte in ernstzunehmenderem Licht erscheinen.Freilich sind die meisten davon schon allen bekannt, die Dich kennen. Aber vielleicht gibt`s ja auch immer wieder Neues und Präzisierungen. Viel Erfolg damit wünscht Dir Dein "alter" Weggenosse im Geiste:

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