Freitag, 5. November 2010

Wie ein orthodoxer Geistlicher ...

Wie ein orthodoxer Geistlicher des 19. Jahrhunderts eine Mutter tröstet, deren Sohn Gottfried grausam in der Schlacht von Königgrätz (1866) auf Seiten der Preußen umgekommen ist (authentisches Gespräch zwischen Bertha von S u 11 n e r, deren Mann, Oberst der österreichischen Armee, der an dieser blutigen Schlacht teilnahm, und dem Herrn Militärpfarrer und Konsistorialrat Mölser aus Berlin

(Aus "Die Waffen nieder!" von Bertha von Suttner, 1. Nobelfriedenspreisträgerin, Pflichtlektüre für jeden Friedensfreund (auszuleihen in der Bibliothek)

Tante Cornelie: "Ach verzeihen Sie mir! Als ich meinen Neffen und seine liebe junge Frau sah, da war mein Gottfried..." . Sie konnte vor Tränen nicht weiterreden.
Der Herr Militärpfarrer: "Da war Ihr Sohn noch auf dieser sündigen Welt, allen Versuchungen und Gefahren ausgesetzt, während er jetzt in den Schoß des Vaters eingegangen ist, nachdem er den rühmlichsten, seligsten Tod für König und Vaterland gefunden hat. Sie, Herr Oberst", wandte er sich nun an meinen Mann, "der Sie mir eben auch als Soldat vorgestellt wurden, können mir helfen, dieser gebeugten Mutter den Trost zu geben, daß das Schicksal ihres Sohnes ein neidenswertes ist. Sie müssen es wissen, welche Todesfreudigkeit den tapferen Krieger beseelt - österreichischen Generals der Entschluß, sein Leben auf dem Altar des Vaterlandes zum Opfer zu bringen, verklärt ihm alles Scheideweh, und wenn er im Sturm der Schlacht, beim Donner der Geschütze sinkt, so erwartet er zu der großen Armee versetzt zu werden und dabei zu sein, wenn der Herr der Heerscharen droben Heerschau hält. Sie, Herr Oberst, sind unter jene zurückgekehrt, welchen die göttliche Vorsehung den gerechten Sieg verliehen ..."
Der Oberst: "Verzeihen Sie, Herr Konsistorialrat - ich habe in österreichischen Diensten gestanden." (Österreich hatte den selbst angezettelten Krieg verloren).
Der Herr Militärpfarrer entgegnete ganz verwirrt: "O ich dachte … Ach so - Auch eine
prächtige, tapfere Armee, die österreichische." Er stand auf. "Doch ich will nicht länger stören, die Herrschaften wollen gewiß von Familienangelegenheiten sprechen. Leben Sie wohl, gnädige Frau - in einigen Tagen will ich wiederkommen. Bis dahin erheben Sie Ihre Gedanken zu dem Allerbarmer, ohne dessen Wille kein Haar von unserem Haupte fällt und welcher jenen, die ihn lieben, alle Dinge zum besten dienen läßt, auch Trübsal und Leid, auch Not und Tod.
Ich empfehle mich ergebenst." -
Der Oberst: "Herr Konsistorialrat - dürfte ich eine Bitte an Sie richten?" -
Der Herr Militäroberpfarrer: "Sprechen Sie, Herr Oberst."
Der Oberst: "Ich entnehme Ihren Reden, daß Sie ebensosehr von religiösem wie von militärischem Geist durchdrungen sind. Da könnten Sie mir einen großen Gefallen erweisen. Meine kleine Frau hier", fuhr er fort, "ist nämlich mit allerlei Skrupeln und Zweifeln erfüllt. ... sie meint, daß vom christlichen Standpunkt aus der Krieg nicht recht zulässig sei. Ich weiß zwar das Gegenteil, denn nichts hält mehr zusammen als der Priester- und Soldatenstand - aber mir fehlt die Beredsamkeit, dies meiner Frau klarzumachen. Würden Sie sich nun herbeilassen, Herr Konsistorialrat, uns eine Stunde der Unterredung zu schenken, um ..."
Der Militärpfarrer: "O sehr gern!" - (Verläßt das Zimmer)
Bertha von Suttner zu ihrem Mann: "Jetzt erkläre mir, warum du den Konsistorialrat zu einer Konferenz mit dir gebeten?"
Der Oberst: "Verstehst du nicht? Ich will wieder einmal hören - und diesmal notieren -, mit welchen Argumenten die Priester den Völkermord verteidigen". -
Der Herr Militärpfarrer kommt zu Besuch:
"Lassen Sie mich auf den Zweck meines Besuches eingehen, gnädige Frau. Es handelt sich darum, aus Ihrer Seele einige Skrupel zu bannen, welche nicht ohne scheinbare Berechtigung sind, welche aber leicht als Sophismen (Irrtümer) dargelegt werden können. Sie finden z.B. das Gebot Christi, man solle seine Feinde lieben, und ferner der Satz: "Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen" in Widerspruch zu den Pflichten des Soldaten stehen, der ja noch bemächtigt ist, den Feind an Leib und Leben zu schädigen ..."
Bertha: "Allerdings, Herr Konsistorialrat, dieser Widerspruch scheint mir unlöslich. Es kommt auch noch das ausdrückliche Gebot hinzu: "Du sollst nicht töten!"
Der Herr Militäroberpfarrer: "Nun ja, auf der Oberfläche beurteilt, liegt darin eine Schwierigkeit; aber wenn man in die Tiefe dringt, so schwinden die Zweifel. Was das fünfte Gebot anbelangt, so würde es richtig heißen (und das ist auch in der englischen
Bibelübersetzung so übertragen): "Du sollst nicht m o r d e n." Die Tötung zur Notwehr ist aber kein Mord. Und der Krieg ist ja doch nur die Notwehr im Großen. Wir können und müssen, der sanften Mahnung unseres Erlösers gemäß, die Feinde lieben: aber das soll nicht heißen, daß wir offenbares Unrecht und Gewalttätigkeit nicht sollten abwehren dürfen."
Bertha: "Dann kommt es also immer darauf hinaus, daß nur Verteidigungskriege gerecht seien, und ein Schwertstreich erst dann geführt werden darf, wenn der Feind ins Land fällt? Die gegnerische Nation aber geht von selbem Grundsatz aus - wie kann da überhaupt der Kampf beginnen? Im letzten Krieg war es Ihre Armee, Herr Konsistorialrat, welche zuerst die Grenze überschritt und ..."
Der Militärpfarrer: "Wenn man den Feind abwehren will, meine Gnädige - wozu man das heilige Recht hat, so ist es durchaus nicht nötig, die günstige Zeit zu versäumen und erst zu warten, bis er uns ins Land gefallen, sondern es muß unter umständen dem Landesherren freistehen, dem Gewaltsamen, Ungerechten zuvorzukommen. Dabei befolgt er eben das geschriebenen Wort: Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen. Er stellt sich als Gottes Diener und Rächer über den Feind, indem er trachtet, denjenigen, der gegen ihn das Schwert nimmt, durch das Schwert umkommen zu lassen."
Bertha: "Da muß irgendwo ein Trugschluß stecken, diese Gründe können doch unmöglich für
beide Parteien gleich gerechtfertigt sein ..."
Der Militäroberpfarrer: "Was ferner den Skrupel betrifft (ohne die Einrede von Frau Suttner zu beachten), daß der Krieg an sich und für sich Gott mißfällig sei, so fällt dieser bei jedem bibelfesten Christen weg, denn die Heilige Schrift zeigt zur Genüge, daß der Herr dem Volke Israel selber befohlen hat, Kriege zu führen, um das gelobte Land zu erobern, und er verlieh seinem Volke Sieg und Segen dazu. Mose 21, 14 ist die Rede von einem eigenen Buch der Kriege Jehovas. Und wie oft wird in den Psalmen die Hilfe gerühmt, die Gott seinem Volke im Kriege angedeihen ließ. Kennen Sie nicht Salomos Spruch (22, 31):
Das Roß steht gerüstet für den Tag der Schlacht,
Aber von dem Herrn kommt der Sieg.
Wie oft gebraucht auch der Apostel Paulus Bilder aus dem Kriegsleben. Er sagt (Römer 13,4), daß die Obrigkeit das Schwert nicht umsonst trägt, sondern Gottes Diener und ein Rächer ist über den, der Böses tut."
Bertha: "Nun also, dann liegt in der Heiligen Schrift selber der Widerspruch, den ich meine
Indem Sie mir zeigen, daß dieser in der Bibel auch zu finden ist, räumen sie ihn nicht weg."
Der Militärpfarrer: "Da sieht man die oberflächliche und zugleich anmaßende Urteilsweise,
welche die eigene schwache Vernunft über Gottes Wort erheben will. Widerspruch ist etwas
Unvollkommenes, Ungöttliches."

Günter Rahm, ZWEITE AUFKLÄRUNG - 06484 Quedlinburg, Bergstr. 50, 03946/52024 Suche Militärpfarrer der NATO, der auch m e i n e Skrupel und Zweifel bezüglich der Gottgefälligkeit der NATO-Aggression gegen Jugoslawien überwinden hilft!

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