Vorwärts in die Vergangenheit zur Zukunft – kluge, unterdrückte Vordenker
Albert Schweitzer „Verfall und Wiederaufbau der Kultur“
Bereits 1923 stellte Albert Schweitzer in dieser Schrift fest, dass bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts materielle und geistige Fortschrittskräfte wie im Wettstreit nebeneinander wirksam gewesen sind. Nachher habe sich etwas ereignet, was es vorher nie gegeben habe, nämlich dass die ethischen Energien nachließen, während die Errungenschaften des Geistes auf dem materiellen Gebiet in der glänzender Weise weitergingen. So sei unsere Zeit gekommen, gedankenlos wie sie war, in der Kultur vornehmlich auf wissenschaftlich-technischen und künstlerischen Leistungen programmiert, ohne Ethik oder mit einem Minimum von Ethik auskommend. Unzweifelhaft steht für mich fest, dass dieser Prozess einer einseitigen materiell-technischen Kultur, die man Zivilisation nennt, begonnen hat mit dem Sieg der Bourgeoisie nach der Französischen Revolution. Dabei wurden deren ethische Werte, die in der Losung FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICKEIT gipfelten, verraten und nur noch als ethisches Mäntelchen missbraucht, ohne dass den Aufklärern und Humanisten, welche diese ethischen Grundwerte als Allgemeine Menschenrechte postuliert hatten, dass bemerkten. Was war die Ursache? Alle Kräfte der Bourgeoisie konzentrierten sich darauf, vor allem die Naturwissenschaften zu fördern, weil deren Potenzen, praktisch angewandt in Technik und Produktion, horrende Gewinne versprachen, während die „brot- und profitlosen geistig-humanistischen Werte dahinvegetierten und nur als ethisches Mäntelchen missbraucht wurden.
Dieser Widerspruch wurde von Anfang an, bereits in der Verfassung der USA sichtbar. Jefferson, deren Verfasser, verkündete lauthals, dass alle Menschen gleich seien, die gleichen Grundrechte hätten, wie bereits der sächsische, längst vergessene Pfarrerssohn Samuel von Pufendorf in n seinem „Naturrecht aller Menschen“ wissenschaftlich nachgewiesen hatte. Der US-Offizier Field Horine, ein US-Amerikaner, der als Dolmetscher beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess mitgewirkt hatte, schreibt zutiefst enttäuscht in seiner Altersbiografie:
„Die Verfassung der USA ist die Druckerschwärze nicht wert, mit der sie auf Glanzpapier gedruckt ist“. Doch noch heute wähnen sich die Herren der USA “God’s Own Country“ zu sein, spielen sich zum weltweiten Lehr- und Zuchtmeister für Freiheit und Demokratie auf, anstatt erst einmal die eigene Geschichte kritisch zu überdenken, die eine einzige Kette von Brutalitäten ist.
Doch wer die wirtschaftliche, militärische und mediale Übermacht besitzt, kann mit Hilfe von „intelligenten Lohnschreibern“ leicht der Menschheit einreden, das es kein humaneres, gerechteres, friedliebenderes und freiheitlicheres Land gäbe als die USA. Doch glücklicherweise gibt es in „Gottes eigene Land“, wenn auch unterdrückt und verleumdet, mutige Männer, die das Kind beim Namen nennen, zum Beispiel Gore Vidal aus der Kennedyfamilie, der mutig bekennt: „Wir selbst, die USA, sind der größte Terrorist!“ Und Martin Luther King wurde nicht nur ermordet, weil er den Vietnamkrieg als Aggression der USA anprangerte, sondern auch öffentlich feststellte, dass die größte Gewalt auf der Erde von den Vereinigen Staaten ausgeht. Albert Schweitzers Warnung von 1923 wurde unterdrückt. Und die heutige Bums- und Spaßkultur, welche von der allgemeinen geistig-ethischen Leere unserer Zeit ablenken soll, Demokratie- und Sozialabbau, die Stützung der schrottreifen Banken mit den Steuergeldern der Völker sprechen Bände. Wir müssten mit ewiger Dummheit geschlagen sein, wenn wir nicht endlich ihre Peiniger abwählten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen